Karfreitagskonzert in der Kirche in Rötteln, Badische Zeitung 26. April 2011
Trauer und Schmerz
Vor einem Jahr hatten sie am selben Ort Pergolesis "Stabat Mater" gesungen. Jetzt gaben die Sopranistin Eveline Inès Bill und die Altistin Margo Cadias wieder ein Karfreitagskonzert in der Kirche Rötteln, dieses Mal mit bewegenden geistlichen Liedern und Duetten verschiedener Komponisten. Wie vollkommen die Stimmen der beiden Sängerinnen verschmelzen und welch innigen Wohlklang sie verströmen, hörte man schon in Gabriel Faurés "Ave verum". Bills heller klarer Sopran und Cadias’ voller warmer Alt klangen in fließenden Linien zusammen.
Auch solistisch konnten die Sängerinnen, souverän begleitet von Suguru Ito am Klavier, ihre Stimmen adäquat entfalten. Die Kompositionen stellten die Passion, das Leiden Christi, teils auch aus der Sicht der Muttergottes dar, die ihrem Schmerz über das Leiden des Gekreuzigten Ausdruck verleiht. In Vivaldis "Stabat Mater" beeindruckte Margo Cadias mit ausdrucksstarkem und koloratursicherem Alt, der sich ebenso auf weiche, weite Bögen wie auf die barocke, ausgeschmückte Affektsprache versteht.
Andachtsvoll klangen Lieder von Johann Sebastian Bach aus den Schemelli-Liedern, die Eveline Inès Bill solistisch sang. Mit ruhig geführter, intonationsreiner Stimme und großer Innigkeit gestaltete sie diese von Schmerz und Trauer erfüllten Lieder wie "Brich entzwei mein armes Herze", "Es ist vollbracht" und "So gibst nun du, mein Jesu, gute Nacht". In Brahms’ "Maria ging aus wandern" und Schuberts "Vom Mitleiden Mariä" berührten Bills Sopranklarheit und ihr romantisch tief empfundener Gesang.
Bei Gioacchino Rossinis "Petite Messe Solenelle" kommt in den Solopartien auch etwas opernhaftes Belcanto und schwelgerisches Melos hinein, wie man in Ausschnitten hören konnte. Im "Qui tollis" sangen die beiden Konzert- und Opernsängerinnen wundervoll homogen und in anmutiger Verschmelzung der Stimmen; ebenso erklang das "Agnus Dei" mit der Friedensbitte "Dona nobis pacem" aus der "Petite Messe Solennelle" in größter Harmonie. Bills leuchtkräftiger Sopran und Cadias" dunkel strömender Alt verwoben sich hier auf ideale Weise. Auch dem solo gesungenen "O salutaris hostia" verlieh die Sopranistin fast hymnische Intensität und Gestaltungskraft.
Wie schön die beiden Sängerinnen im Wohlklang ihrer Stimmen harmonieren, kam auch in Josef Rheinbergers gefühlvoll gesungenem "Ave maris stella" zum Ausdruck. Zum Schluss schlugen sie einen Bogen zum Anfang und widmeten sich noch einmal der Sakralmusik Gabriel Faurés. In seinem "Cantique de Jean Racine" hatte sich der französische Komponist von einer Hymne des Bühnendichters Racine inspirieren lassen, in der das "Ewige Licht der Erde und des Himmels" besungen wird. Eveline Inès Bill und Margo Cadias sangen diesen Fauré mit wunderbarer Leuchtkraft der Stimmen. Das Publikum dankte den Sängerinnen und ihrem akzentuiert und aufmerksam mitgestaltenden Pianisten mit langem, ausdauerndem Beifall und bekam noch eine Fauré-Zugabe zu hören.
Am 8. Mai, 17 Uhr, geben Eveline Inès Bill und Margo Cadias, begleitet von Suguru Ito, in der Kirche Rötteln ein Konzert zum Muttertag.
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